Mittlere Schwäbische Alb: Münsingen: Zwischen Paradies und Panzerspuren

 

MuensingerAlbEine Wanderung im Herzstück des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Die Zeit scheint stillzustehen im ehem. Truppenübungsplatz Münsingen, der über 100 Jahre militärisches Sperrgebiet war. Seine Schließung war die Geburtsstunde des Biosphärengebiets, für das er das Herzstück darstellt. Diese einmalige Landschaft mit seltenen Tieren und Pflanzen kann der Wanderer in einer 17 km langen Rundwanderung erleben. Der Weg verläuft ausschließlich aus aspahaltierten Wegen und darf aus Sicherheitsgründen nicht verlassen werden.

Der Gutsbezirk Münsingen im Landkreis Reutlingen ist ein gemeindefreies Gebiet auf der Schwäbischen Alb. Er wurde am 1. Oktober 1942 gegründet und umfasst im Wesentlichen den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen im Münsinger Hardt. Der Schwäbische Albverein hat nach der Schließung des Truppenübungsplatzes vier Beobachtungstürme übernommen, darunter drei 1981 errichtete Stahlgittertürme. Sie wurden nach Umbaumaßnahmen im April 2007 als Aussichtstürme freigegeben. Der Hursch-Turm ist mit 42 m der höchste der drei Stahlgitterkonstruktionen und befindet sich südwestlich von Zainingen im Waldstück Hursch. Der Waldgreutturm südöstlich von Zainingen ist 20 m, der Heroldstatt-Turm westlich von Ennabeuren 30 m hoch. Der vierte Turm auf dem Sternenberg bei Böttingen ist eine ehemalige Mühle, lediglich 8 m hoch und nur zeitweise geöffnet. Bei klarem Wetter sind von allen Türmen aus gelegentlich die Alpen zu sehen, ebenso sind zeitweise das Ulmer Münster (von Hursch und Waldgreut) oder der Stuttgarter Fernsehturm (von Hursch) erkennbar.

Gruorn ist eine bei Münsingen gelegene Wüstung auf der Schwäbischen Alb. Sie liegt auf einer Höhe von 790 Metern im Münsinger Hardt und ist Teil des Gutsbezirks Münsingen. Die Gebäude des Dorfes dienten nach der Entvölkerung als Kulisse für Häuserkampf-Übungen und wurden dem Verfall preisgegeben. Nach 1953 gab die französische Kommandantur die Gebäude zur Materialentnahme frei, dabei wurden ganze Häuser komplett abgetragen und an einem anderen Ort wieder aufgebaut. Gruorn verfiel immer weiter. Aus Sicherheitsgründen mussten die Gebäude nach 1972 durch die Militärverwaltung bis auf die Grundmauern abgetragen werden.

Nur die Stephanuskirche mit dem angeschlossenen Friedhof und dem Kriegerdenkmal, das Neue Schulhaus von 1881 und wenige weitere Grundmauern blieben erhalten und erinnern bis heute an das Dorf Gruorn. Seit 1968 finden dort einmal jährlich zu Pfingsten wieder regelmäßige Gottesdienste statt; später wurde den ehemaligen Bewohnern auch an Allerheiligen eine Rückkehr nach Gruorn gestattet. In den Jahren 1971 bis 1973 gelang es dem Komitee zur Erhaltung der Kirche in Gruorn, die über die Jahre stark verfallene Kirche wiederaufzubauen; auch die alten Gräber werden von den Mitgliedern des Vereins gepflegt.

Nach der Auflösung des Truppenübungsplatzes Münsingen sind der Gutsbezirk Münsingen und damit auch das ehem. Dorf Gruorn seit April 2006 wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Es wurde ein 35 km umfassendes Wegenetz freigegeben, auf welchem auch Gruorn aus verschiedenen Richtungen zu erreichen ist. Im Bereich der freigegebenen Wege wurden die Kampfmittelreste beseitigt; sie dürfen zu Fuß oder per Fahrrad benutzt werden. Das ehemalige Gruorner Schulhaus beherbergt heute eine Ausstellung über die Geschichte des Dorfes sowie eine Heimatstube genannte kleine Gaststätte mit angeschlossenem Biergarten. Ferner sind das ehemalige Dorf und seine Umgebung seit März 2008 Teil des neu eingerichteten Biosphärenreservats Schwäbische Alb.

Wegstrecke:
Münsingen - Biosphärenzentrum "Altes Lager" - Oberes Böttental - Gruorn - Kirche und Schulhaus - Aussichtspunkt Gänsewag - "Altes Lager"