denkengehen: das Wandern in den Bergen als Bild unseres Lebensweges

Beim Wandern wie im Leben geht es darum sich neuen Herausforderungen zu stellen, an seine Grenzen zu gehen und an den Touren/Aufgaben zu wachsen.

Die Route planen

Eine Wanderroute muss geplant werden und die Rahmenbed. müssen überprüft werden. Auch das Leben will geplant verlaufen. Auch im Alltag müssen die Rahmenbed. einkalkuliert werden: Beschwerden müssen berücksichtigt werden, Überforderungen vermieden werden, Rücksicht auf andere spielt eine wichtige Rolle. Die Kräfte müssen richtig eingeteilt werden.

Es müssen Entscheidungen für den richtigen Weg getroffen werden. Nicht alle Möglichkeiten und Wünsche lassen sich auf einmal erleben. Zum Beginn der Wanderung muss auch Abschied genommen werden.

Wage-Mut

Jeder neue Weg ist ein Wagnis. Wir müssen auch im Leben Risiken eingehen und einkalkulieren. Immer nur Absicherung bringt uns im Leben nicht weiter und führt zur Langeweile. Wir sollten aber nicht tollkühn werden, sondern unsere Kräfte richtig einschätzen können. Es bringt uns weiter wenn wir Ängste überwinden können. Wir dürfen im Leben nicht stehen bleiben.

Zögern vor dem Aufbruch

Kurz vor dem Start können sich Rahmenbedingungen verändern. Es können Zweifel über den Sinn und Zweck der Wandertour aufkommen. Verzögern von Entscheidungen oder das Aufschieben von Aufgaben verschlechtern die Rahmenbedigungen noch weiter und setzen uns in Zeitdruck. Wer keine Entscheidung trifft, über den entscheiden andere oder der Zufall steuert die Dinge. Innere Ansage hilft: „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“ (Joh 5,8).

Aufbrechen

Langsam beginnen. Schritt für Schritt die Aufgaben/Tour angehen. Einen festen Rhythmus finden. Das Tempo den Weggefährten anpassen, diszipliniert sein und innere Widerstände überwinden. Ein klares Ziel hilft den „inneren Schweinehund“ zu überwinden. Durststrecken durchstehen und Schritt für Schritt das Notwendige tun und nicht ständig an das Ende denken.

Innehalten

Auch mal Pausen machen und innehalten. Zurückschauen was schon alles geleistet wurde. Dafür dankbar sein. „Innerer“ Halt finden und sich selber wahrnehmen, um wieder nach „außen“ gehen zu können. Eine Denkpause einlegen und sich fragen, ob alles passt. Ein Blick in die Landschaft entlohnt für die bisherigen Aufwände.

Das Ziel in den Blick nehmen

Erst wenn wir ein Ziel haben, stellt uns die Seele genügend Kraft zur Verfügung. Es muss aber realistisch sein, sonst können wir scheitern. Eine gesunde Spannung erzeugen und Grenzen ausloten / verschieben. Ziele immer wieder mit der Realität abgleichen. Vielleicht muss man sich auch eingestehen, dass wir nicht alles heute oder schnell erreichen können.

Schritt für Schritt

Das Wort „wandern“ hängt mit „wandeln“ zusammen und stammt von „wenden“. Wandern heisst sich wiederholt wenden. Der Wanderweg oder das Leben ist ein ständiger Wandlungsweg. Lebendiges Leben muss sich wandeln. Aber langsam und Schritt für Schritt.

Gipfelerfahrung

Am Gipfel ist man meist nicht alleine. Da stehen schon andere und feiern ihren Erfolg. Es hat sich gelohnt die Mühen auf sich zu nehmen. Die letzten Schritte sind meist doppelt so anstrengend. Nun kommt die Landschaft in den Blick – das Wesentliche. Das Tal verliert an Bedeutung. Der Gipfel schafft einen Augenblick des Glücks, den man genießen darf. Nochmal innehalten und den Weg rekapitulieren.

Der Gipfel der Versuchung

Das Kostbarste kann entwertet oder ins Gegenteil verkehrt werden. Die Faszination der Macht kann uns verführen alles für machbar zu halten. Es geht noch mehr, mehr Reichtum, mehr Erfolg, mehr Einfluss, etc. Andere werden als schwach betrachtet oder lächerlich gemacht. So ein Blick wird isolieren und die menschliche Hinfälligkeit aufzeigen.

Absteigen

Der Abstieg ist nicht unbedingt einfacher als der Aufstieg. Ins Tal gehen belastet und macht die Sicht wieder enger. Die Rückkehr zu Durchschnittlichkeit und Unbedeutsamkeit fällt dem ein oder anderen nicht leicht. Man kann den Erfolg nicht mit ins Tal nehmen. Im Tal sieht niemand wer auf dem Gipfel war und es interessiert auch niemand. Niemand im Tal will von den Großtaten hören, sondern mich als „normalen“ Menschen erleben.

An die eigenen Grenzen kommen

Je älter man wird desto klarer werden die eigenen Grenzen. Es ist gut diese Gefühle der Begrenzung ernst zu nehmen. Kann ich die Begrenzung durch eine innere Einstellung überwinden oder sind die Grenzen hart gezeichnet. Schade ich ggfs. anderen wenn ich meine Grenzen falsch einschätze. Kann ich die an mich gestellten Erwartungen widerstehen? Wenn ich meine Grenzen akzeptiere, dann kann ich ein Segen für andere sein.

Flucht vor sich selber

Wandern macht etwas mit uns. Wandern ist heilsam für Körper und Seele. Wandern ist aber kein Wettbewerb. Manche flüchten aus der Realität oder den eigenen Problemen. Wandern als Motivation für den Ausbruch aus Beziehungen um nicht zuhause – im Tal – zu sein, macht keinen Sinn. Sinn macht nach einer Wanderung verwandelt zurückzukommen und mich auf mein Umfeld wieder neu einzulassen. Das Unterwegssein braucht einen Schlusspunkt. Ich komme nach Hause bei mir selbst und anderen an. Ich teile mein Leben und meine Erfahrungen.

Allein unterwegs

Alleine unterwegs zu sein, hat einen eigenen Reiz. Ich lasse mich auf das Gehen ein und nehme die Natur bewusster war. Ich habe Zeit mein Leben zu überdenken (denkengehen.de). Passt mein (Lebens-)weg noch? Sind Veränderungen sinnvoll? Soll ich andere Schwerpunkte setzen? Oft kommen in der Bewegung neue Gedanken, die im Alltag nicht auftauchen.

Aus: „Von Gipfeln und Tälern des Lebens“, Anselm Grün, Herder Verlag